Dienstag, 4. Juni 2013

Statt Grexit doch Grecovery? -

Die Ratingagentur Fitch stuft Griechenlands Kreditwürdigkeit auf die Note „B-“ herauf


Wird doch noch alles gut? Auf dem Papier geht es für Griechenland wieder aufwärts. Betrug das Staatsdefizit 2009 noch 15,6 Prozent des BIP so soll es in diesem Jahr nur noch 4,2 Prozent betragen. Zumindest sind das die Werte, die von der griechischen Regierung gemeldet wurden. Ein Zweifel erscheint angebracht. Warten wir es doch mal ab.

Da klingt doch mal wieder alles sehr bekannt:

Aus dem Buch: Die wahre Griechenland Lüge von Matthias Braunmar:

Wenn ich beim Ordnungsamt in unserer Stadt eine Genehmigung beantrage, um vor meinem Restaurant einige Tische auf den Bürgersteig zu stellen, dann muss ich endloslange Anträge einreichen, die dann auch noch aufwendig und Buchstabe für Buchstabe von Sachbearbeitern geprüft werden. Das alles löst dann eine Lawine von Rückfragen und Auflagen aus, die bearbeitet werden müssen.
Als die griechische Regierung damals das Datenmaterial für den Eurobeitritt einreichte, muss dieses weitestgehend ungeprüft durchgewunken worden sein. Dabei hätte eigentlich jeder die Mängel und Lügen sofort erkennen müssen. Das alles war damals so offensichtlich. Die Verantwortlichen in Athen schienen sich mit dem Fälschen noch nicht einmal besondere Mühe gegeben zu haben.
Von Beginn an, wollte die politische Elite Griechenlands ihr Land in die Eurozone führen. Das war erklärtes Ziel sowohl der damaligen Regierung, als auch der Opposition. Von Beginn an und auch später zu keinem Zeitpunkt, erfüllte Griechenland die Voraussetzungen, um den Euro einzuführen. Trotzdem wurde in Griechenland alles unternommen, um an den harten Euro zu kommen. Schließlich gelang es auch, obwohl allen klar war, dass die vertraglichen Voraussetzungen von Griechenland nicht erfüllt wurden. Fehler wurden auf beiden Seiten begangen:
Die griechische Seite manipulierte die nach Brüssel gemeldeten Daten erheblich und in großem Umfang.
Die europäische Seite prüfte diese Daten nur sehr oberflächlich und traf letztlich eine rein politische Entscheidung. Die Aufnahme Griechenlands in die Eurozone war zu keinem Zeitpunkt vertragskonform oder wirtschaftlich vertretbar.
Da stellt sich doch die Frage, warum die griechische Politik den Euro unbedingt haben wollte. Um das zu verstehen, müssen wir in die 90iger Jahre zurückgehen. Die Einführung des Euros ist untrennbar verbunden mit dem Namen Konstantinos Simitis.
Konstantinos Simitis war vom 22. Januar 1996 bis zum 10. März 2004 Ministerpräsident der Republik Griechenland. Seine Regierung führte Griechenland in die Eurozone und seine Regierung hat auch die Betrügereien zu verantworten, die diesen Beitritt überhaupt erst möglich gemacht haben. Damals wurden derartige Betrügereien außerhalb Griechenlands nicht für möglich gehalten. Dieses hohe Vertrauen in die griechische Regierung, hatte ebenfalls ein Gesicht und trug ebenfalls den Namen des damaligen Ministerpräsidenten Simitis.
Wie keine andere Person stand Konstantinos Simitis damals für die Modernisierung des griechischen Staates und der griechischen Wirtschaft. Simitis hat als Ministerpräsident Griechenland in das 21. Jahrhundert und in die Eurozone geführt. Simitis hat ein erstarrtes und rückständiges System grundlegend reformiert und Griechenlands Wirtschaft international konkurrenzfähig gemacht. So sah man das damals zumindest. Heute fällt die Beurteilung anders aus.
Europas Politik und die internationale Presse liebten Simitis damals. Und weil wir wissen, dass Liebe blind macht, kann man heute auch verstehen, warum damals niemand die richtigen Fragen stellte und warum damals niemand kontrollierte, was in Griechenland wirklich passierte.
Die Begeisterung für Konstantinos Simitis ist längst verflogen. Heute weiß man, dass das griechische Wirtschaftswunder nur auf dem Papier stattgefunden hat. Heute weiß man, dass die griechische Regierung geschummelt und gelogen hat, um in die Eurozone zu kommen. Heute weiß man, dass es nie eine grundlegende Reformierung von Staat und Wirtschaft in Griechenland gegeben hat. Alle Erfolge existierten überhaupt nur auf dem Papier. Von den damals Verantwortlichen wurde der Beitritt Griechenlands in die Eurozone mit einem hohen Maß an krimineller Energie betrieben. Es ging ihnen darum, den schwachen und zum Teil bereits wertlosen Drachmen in den starken Euro zu tauschen.
Es gab aber Gründe für das hohe Vertrauen der europäischen Politiker und der internationalen Presse in die Person Simitis. Da war zum Beispiel sein beeindruckender Lebenslauf und politischer Werdegang. Außerdem war seine Familie bestens im griechischen Staat, seiner Partei und auf internationaler Bühne vernetzt. Der damalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder konnte sich fließend auf Deutsch mit ihm unterhalten.
Simitis studierte von 1954 bis 1959 in Marburg Jura und Wirtschaftswissenschaften. 1959 verfasste er eine Dissertation mit dem Titel: »Gute Sitten und ordre publique«. Anschließend studierte er noch an der London School of Economics and Political Science.
In Deutschland arbeitete er dann von 1971 bis 1975 als ordentlicher Professor in Gießen. Anschließend kehrte er nach Griechenland zurück und übernahm einen Lehrstuhl an der Panteion Universität in Athen.
Auch sein politischer Werdegang ist makellos und beeindruckend. Simitis war aktiver Oppositioneller während der Zeit der Militärdiktatur und entkam einer Verhaftung nur durch seine Flucht nach Deutschland.
Außerdem zählte er zu den Gründungsmitgliedern der „Pa.So.K“. Diese Partei stellte für Jahrzehnte, abwechselnd mit der ND, die griechischen Regierungen.
Auf der internationalen Bühne bewegte sich Simitis stets stilsicher und tief beeindruckend. So ist es nicht verwunderlich, dass er in Europa ein gefeierter Mann war. Man lobte den Wirtschaftsprofessor aus Deutschland, der es mit dem griechischen Schlendrian aufnahm. Von »Der Zeit« wurde er in dem Artikel »Der Veränderer« am 6. April 2000 wie folgt charakterisiert:
»Kostas Simitis verändert sein Land. Er befreit es mit buchhalterischer Beharrlichkeit von Subventionitis und balkanischem Radau.«
Weiterhin wurde er in diesem Artikel gelobt, weil er:
Die Inflation drückte,
die Devisenreserven verdreifachte und
die gigantischen Staatsschulden mühselig aber stetig abtrug.
Aber nicht nur in diesem Artikel wurden Semitis und seine Politik in den höchsten Tönen gelobt. Wenn man heute Zeitungsartikel aus den Jahren 1998 bis 2001 liest, dann kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Mit Simitis hatte die internationale Presse und Politik ihren Hoffnungsträger für Griechenland gefunden.
Es wird beschrieben, wie Semitis aus Griechenland einen modernen Staat mit funktionierender Verwaltung und wettbewerbsfähigen Steuersystem gemacht hat. Man schrieb ihm zu, bei den Griechen einen Mentalitätswechsel herbeigeführt zu haben.
Mit dieser Show und den entsprechenden Zahlen wurde Griechenland schließlich am 1. Januar 2001 in die Euro-Gruppe aufgenommen. Das war aber weder das Ergebnis einer gelungenen Wirtschaftspolitik, noch von ein wenig Schummelei. Griechenland kam nur in die Eurozone, weil Daten in erheblichem Umfang und systematisch gefälscht wurden. In welchem Umfang, diese Fälschungen stattfanden, war damals für die Verantwortlichen gar nicht vorstellbar.
Das Märchen vom modernen Staat mit guten Wirtschaftszahlen zerplatzte bereits im August 2002. Es stellte sich heraus, dass es dieses Wirtschaftswunder nur auf Pump und überhaupt nur auf Papier gegeben hatte. Von diesem Zeitpunkt an, begann auch die Abwärtsspirale. In immer kürzeren Abständen stürzten die griechischen Zahlenspiele zusammen wie Kartenhäuser. Trotzdem gelang es der griechischen Administration noch viele Jahre das System aus steigenden Schulden und gefälschten Wirtschaftszahlen aufrechtzuerhalten. Erst im Jahre 2010 erfolgte endgültig das böse Erwachen. Die Einzelheiten hierzu erfahren Sie in den folgenden Kapiteln.

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