Dimosia Ikonomiki Ypiresia (DOY)
(Auszug aus dem Buch "Die wahre Griechenland Lüge")
Um zu verstehen, woran das griechische Finanzwesen krankt,
muss man sich nur ein ganz normales Finanzamt anschauen. Ich kenne natürlich
nicht alle Finanzämter in Griechenland. Genauer gesagt kenne ich nur das damals
für mich zuständige Finanzamt. Gemeinsam mit meinem Steuerberater war ich dort
öfter gewesen. Ich war schon damals kurz nach meiner Ankunft völlig erstaunt
über das dort herrschende Chaos. Über die Jahre wurde es sogar noch schlimmer.
Auch die zahlreichen Verwaltungsreformen schienen zumindest in unserer Region
an der Finanzverwaltung spurlos vorüber gezogen zu sein. Die Zustände, die ich
dort erlebte, sind überhaupt nicht fassbar. Es muss wirklich jedem völlig klar
sein, dass mit derartigen Finanzämtern Steuergesetze gar nicht umgesetzt werden
können.
Das für mich zuständige Finanzamt befand sich in einem
hübschen zentral gelegenen Gebäude der Stadt. Schon von außen sah man diesem
Gebäude an, dass lange nichts mehr investiert wurde. Betrat man das Gebäude,
dann fiel einem sofort auf, dass Datenschutz und die Sicherheit der Akten hier
keine Rolle spielen. Im Empfangsbereich, der während der Öffnungszeiten ständig
gut gefüllt war, standen Dutzende von schwarzen Müllsäcken an den Wänden. Diese
Müllsäcke waren bis zum oberen Rand gefüllt mit ungeöffneten Poststücken. Das
waren hauptsächlich Briefe, aber auch dicke Umschläge in DIN A5 und DIN A4.
Um Porto zu sparen, brachte mein Steuerberater die
Korrespondenz seiner Mandanten persönlich zum Finanzamt. Das heißt wie auch der
Postbote und alle anderen legte er die Poststücke einfach in einen schwarzen
Sack. Er ließ sich das dann auch noch von einer Beamtin, die hinter dem Tresen
stand, quittieren. Ich selbst habe einmal einen dicken Umschlag mit Unterlagen
in seinem Auftrag zum Finanzamt gebracht. Ich habe mir damals die Abgabe dieses
Umschlages ebenfalls problemlos quittieren lassen. Später auf der Straße habe
ich dann bemerkt, dass ich vergessen hatte, den Umschlag im Finanzamt liegen zu
lassen. Ich hatte ihn versehentlich wieder mitgenommen. Da ich jetzt aber die
Quittung hatte, dachte ich, den Umschlag jetzt eigentlich behalten zu können.
Das habe ich dann auch getan. Bemerkt wurde dies auch später von niemandem.
Durch einen Tresen mit Verglasung war der Empfangsbereich
von dem eigentlichen Amt getrennt. Die bezeichneten Müllsäcke mit den
Poststücken befanden sich noch vor der Absperrung. Hinter der Absperrung lagen
ein Korridor und die Büros der Beamten. Die meisten Angelegenheiten wurden
schon vorne am Tresen erledigt. Meistens ging es nämlich darum, Menschen zu
vertrösten, die auf irgendeine Zahlung warteten. Da ich kein Griechisch sprach,
habe ich nicht mitbekommen können, um was es genau bei diesen Fällen ging. Für
alle anderen war das natürlich kein Problem. Hier hörte jeder mit. Nur
schwierige Angelegenheiten wurden in den Büros der Beamten erledigt. Dort waren
die Zustände fast noch schlimmer. In fast jedem Büro standen Einkaufswagen aus
dem benachbarten Supermarkt. Diese dienten hier als Postkörbe. Die Steuerunterlagen
und Akten lagen in hohen Stapeln an allen Wänden. Wenn ich mit meinem
Steuerberater im Finanzamt war, hat er stets meine Akte aus seinem Büro
mitgebracht. Anhand dieser Akte und der entsprechenden Schriftstücke wurde mein
Vorgang dann bearbeitet. Die Beamten versuchten erst gar nicht meine Unterlagen
in ihrem Chaos zu finden. Die Gespräche fanden meistens in angenehmer
Atmosphäre statt. Ich hatte den Eindruck, dass man sogar mit mir als
Steuerzahler sehr zufrieden war. Immerhin zahlte ich meine Steuern regelmäßig
und pünktlich.
In dem Finanzamt gab es mindestens zehn Büros. Außer dem
Büro des Amtsleiters standen stets alle Türen auf. Ich habe nie mehr als drei
oder vier Beamte in diesem Finanzamt gesehen. Die meisten Büros schienen
überhaupt nur noch als Ablage genutzt zu werden. Dort stapelten sich Akten bis
unter die Decke.........
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen